Wenn man im Ausland die Menschen über die
tschechische Kultur befragt, dann hört man eher Namen wie Dvorák, Janácek
oder Martinu, aber wer hat schon Kubista, Filla oder Bílek je gehört? So
gesehen, erscheint die tschechische Kunst heute, aus der Sicht der
obligatorischen Toleranz der zeitgemäßen Schulkunstdidaktik dem
Standardisiertem gegenüber, als ein höchst ungeeigneter Gegentand für
den Kunstunterricht in Deutschland. Da finden wir also nicht die Namen,
die uns die Ehrfurcht, oder mindestens grenzenlose Bewunderung einflößen
können. Für eine
neugierige, entdeckungsbegierige Kunsterziehung
sind jedoch solche Randbereiche wucherndes Feld, dass die Einsicht in die
Pluralität, Ubiquität und Kontingenz des ästhetischen Denkens bietet.
Was auf jeden Fall evident ist, ist ein
anderer Umgang mit der Farbqualität eines Bildes, vor allem, wenn man hier
einen Vergleich mit dem deutschen Expressionismus oder dem französischen
Fauvismus anstellt. Die Farbklänge weisen häufig einen tiefen melancholischen
Zug auf. Auch die Form nimmt eigenständige Züge an und statt nach
primitiven Kulturen in der Ferne zu suchen, finden die tschechischen
Künstler diese neue Antriebskraft im Volkstümlichen, in der eigenen
Geschichte. Die Ikonografie der tschechischen
Avantgarde besinnt sich zwar auch ihrer Ursprungswurzeln, heftet jedoch
ihr Blick auf die Gegenwart, die Technisierung und die Umstrukturierung
der sozialen Beziehungen. |
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